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29.06.2025, aus DER SPIEGEL 27/2025

Jörg Blech

Parkinson und Alzheimer

Feinstaub, Pestizide und Mikroplastik können Schäden im Gehirn auslösen

Scheinbar geringe Schadstoffmengen können bereits zu einem schleichenden Verlust von Zellen im Gehirn führen – das zeigen neue Studien. Die betroffenen Menschen verlieren das Gedächtnis oder können sich nicht mehr richtig bewegen. 

Den Befunden lassen sich viele weitere zur Seite stellen. Das Gehirn ist offenbar viel anfälliger für Schadstoffe als lange gedacht. Nicht nur Pestizide und Mikroplastik, sondern auch Schwermetalle und Feinstaub können ihm Schaden zufügen. Menschen, die an viel befahrenen Straßen leben, haben vermehrte Proteinablagerungen im Gehirn, die typisch sind für Alzheimer, den schleichenden Verlust der Erinnerungen…..

Eine App zur Feinstaubkontrolle: Nach einem Beschluss der EU soll die Luftverschmutzung in den nächsten Jahren allerdings sinken. Sie verabschiedete im vergangenen Jahr strengere Grenzwerte, die von den Mitgliedstaaten von 2030 an eingehalten werden müssen.

Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickeln derzeit gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern eine App fürs Smartphone, die im Abstand von zehn Sekunden die Feinstaubkonzentration am jeweiligen Standort über die Suchmaschine Google abruft. So können Fußgänger oder Radfahrer erfahren, welchen Belastungen sie auf ihren täglichen Wegen ausgesetzt sind, und abwägen, ob gegebenenfalls eine Atemschutzmaske sinnvoll ist.

Auch ohne solche Hilfsmittel kann man das Risiko merklich verringern. Obst und Gemüse sollte man gründlich waschen, empfiehlt die Kieler Neurologin Eva Schäffer. Überdies rät sie zu einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Ein gesunder Lebensstil wirke Entzündungen entgegen und mache das Gehirn insgesamt wehrhafter, auch gegen die Schadstoffe aus der Umwelt. “

mehr unter https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/gehirn-wie-feinstaub-pestizide-mikroplastik-schaedigen-und-alzheimer-oder-parkinson-ausloesen-koennen-a-c464cca7-a4d0-4bf3-8123-d28b757c5f7e  

Ich hoffe, der Link ist auch ohne Abonnement aufrufbar. 

Anmerkungen Scherrmann: 

  • Ach ja, seit zig Jahren immer dasselbe: Dem Individuum werden Ratschläge  gegeben, nicht aber der Politik und der Industrie. (letzter Absatz)
  • Hoffen wir, daß die europäische Gesetzgebung bzgl. der strengeren Grenzwerte und der Feinstaubminimierung erfolgreich sein wird, und nicht wieder unzählich viele Ausnahmen zuläßt. 
  • Wenn Schadstoffbelastung in der Luft für neurodegenerative und für viele andere Erkrankungen eine zentrale Rolle spielt, dann sollte als Lösungsansatz die Reduktion von Schadstoffbelastungen an ERSTER STELLE stehen, und zwar nicht in ferner Zukunft. 
  • Warum nicht diskutieren, daß die Industrie für die Folgekosten verantwortlich ist und deshalb auch einen Anteil an den Krankheitskosten tragen sollte?  
  • Warum wohl werden Institute, die sich mit Toxikologie oder Epidemiologie beschäftigen hierzulande  und nun auch in den USA geschlossen? 
  • Wieso wohl werden Hochschulinstitute , die sich mit synergistischen und/oder additiven Wirkungen von alltäglichen Chemikalien im Minidosisbereich beschäftigten, finanzielle Mittel gestrichen?

Von der deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)

4.05.2023

"Welchen Anteil haben Umweltschadstoffe am Anstieg von Parkinson und Alzheimer?

Der Anstieg neurodegenerativer Alterserkrankungen wie M. Alzheimer und M. Parkinson ist höher als erwartet. Die Prävalenz nimmt insbesondere bei Parkinson überproportional zu, also deutlich mehr, als allein durch die Überalterung der Gesellschaft erklärt werden kann. Offensichtlich spielen Lifestyle- und auch Umweltfaktoren eine Rolle. ...
Dass Partikelschadstoffe aus der Luft und Umwelttoxine sich akut auf das Nervensystem auswirken, zeigt sich bei Vergiftungen. Doch in welchem Zusammenhang stehen Umwelttoxine mit neurodegenerativen Alterserkrankungen? Die Liste „verdächtiger“ Substanzen ist lang; neben Feinstaub werden Pflanzenschutzmittel/Pestizide, Lösemittel (z.B. Toluol), Mineralöle, chemische Weichmacher, Bisphenol A (BPA), Mikroplastik und Nanopartikel genannt, aber auch neurotoxische Metalle (wie Blei, Quecksilber, Cadmium, Mangan). Mit einigen dieser Stoffe werden insbesondere typische biochemische Parkinson-Merkmale in Verbindung gebracht [5], z. B. mitochondriale Dysfunktion, Störungen der Metallhomöostase und Aggregation von Proteinen. ...."

Presseartikel der DGN: https://idw-online.de/de/news814829

OriginalVeröffentlichung, May 15, 2023

Risk of Parkinson Disease Among Service Members at Marine Corps Base Camp Lejeune

abstract: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37184848/ 

Full text, nicht frei zugänglich: jamaneurol.2023.1168

Ärzteblatt, Donnerstag, 29. Oktober 2020

Boston – US-Senioren, die hцheren Feinstaubkonzentrationen an ihrem Wohnort ausge­setzt waren, erkrankten in einer Kohortenstudie in Lancet Planetary Health (2020; DOI: 10.1016/S2542-5196(20)30227-8) haeufiger an einem Morbus Alzheimer/Demenz oder einem Morbus Parkinson.

Die Ursachen von neurodegenerativen Erkrankungen, deren Prдvalenz in den vergange­nen Jahrzehnten zugenommen hat, sind auЯer bei den wenigen genetisch bedingten Formen, weitgehend ungeklaert. In den letzten Jahren sind Umweltfaktoren in den Fokus der Forschung geraten....

mehr unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117592/Studie-Feinstaub-erhoeht-Risiko-auf-Alzheimer-und-Parkinson?rt=1e7984526cc6892b33e2e430fe42f2be

Original:

https://www.thelancet.com/journals/lanplh/article/PIIS2542-5196(20)30227-8/fulltext

https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S2542-5196%2820%2930227-8