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Universität Bremen

13.05.2024

MCC: 13 Prozent weniger Asthma nach Geburt in einer städtischen Umweltzone

"Erstmals ist der langfristige Nutzen städtischer Umweltzonen für die Gesundheit von Kindern wissenschaftlich fundiert beziffert worden. Ein Kernergebnis lautet: Allein das Glück, die Zeit im Mutterleib und das erste Lebensjahr in einer Gegend mit statt ohne Umweltzone zu verbringen, führt bis zum fünften Geburtstag im Schnitt zu 13 Prozent weniger Verschreibungen von Asthma-Arzneien. Die Studie beschreitet neue Wege bei der Evaluation von Umwelt- und Klimapolitik. …..

„Um die Kausalbeziehung zu isolieren, arbeiten wir ähnlich wie in einem Laborexperiment mit Versuchs- und Kontrollgruppe“, erläutert Hannah Klauber, Postdoc im Policy Evaluation Lab des MCC und Leitautorin der Studie. „Wir vergleichen Kinder mit Geburt vor und nach Einführung des Fahrverbots mit einer Kontrollgruppe von Kindern aus Städten, die erst später eine Umweltzone einführten und die in Bezug auf Wetterbedingungen und soziale Strukturen ähnlich sind.“ Mit dieser Methode lässt sich der in den Blick genommene Ursache-Wirkung-Zusammenhang beziffern: wie stark die Gesundheit in den ersten fünf Lebensjahren allein dadurch profitiert, dass es in der frühen Lebensphase von Empfängnis bis erstem Geburtstag den Schutz durch eine Umweltzone gibt. In dieser Zeit, in der sich die Körperzellen schnell teilen und für ihre Funktion programmiert werden, sind Kinder besonders anfällig für Umweltgifte. ….
Die Studie bestätigt bisherige Erkenntnisse, wonach Umweltzonen in Deutschland zu 5 Prozent weniger Feinstaub-Belastung führten. Und die Auswertung der Arznei-Verschreibungen bringt bemerkenswerte neue Erkenntnisse. Die Umweltzonen bewirken hier für das Gesundheitssystem eine über fünf Jahre anhaltende deutliche Kostenentlastung, die sich zu 92 Prozent auf Asthma-Präparate konzentriert. Die Zahl der Asthma-Verschreibungen wird um 13 Prozent gemindert, überproportional bei hochpreisigen Präparaten, so dass die Kostenersparnis sogar 21 Prozent beträgt. Insgesamt belegt die Datenanalyse rund 30 Millionen Euro weniger Arzneikosten bei den durch Umweltzonen geschützten Kindern bis 2017. …

„Unser quasi-experimenteller Forschungsansatz bietet viel Raum, um je nach Daten den Nutzen von Politikmaßnahmen auch umfassender in den Blick zu nehmen“, sagt Nicolas Koch, Leiter des Policy Evaluation Lab am MCC und Co-Autor der Studie. „Das ist generell relevant für die Bewertung von Umwelt- und Klimapolitik – und nicht zuletzt mit Blick auf weitergehende Fahrverbote. Zu solchen Eingriffen wird es noch hitzige Debatten geben. Und damit Anreiz, Gesundheitseffekte sauber zu beziffern.“"

Pressemitteilung: https://www.mcc-berlin.net/news/meldungen/meldungen-detail/article/13-prozent-weniger-asthma-nach-geburt-in-einer-staedtischen-umweltzone.html

Kommentar Scherrmann: Ich finde diesen Forschungsansatz bedeutsam und unumgänglich. Ich hoffe, diese Erkenntnisse verbreiten sich rasch, sowohl bei den Politiker*innen als auch bei den Bürger*innen, die so bestimmte Maßnahmen für Feinstaubminderung besser verstehen und akzeptieren können. 

23.09.2022 

"Struktur der weißen Substanz verändert sich ISGlobal-Wissenschaftlern zufolge durch Feinstaub

Forscher des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) http://isglobal.org/en haben bei Kindern im Alter von neun bis zwölf Jahren einen Zusammenhang zwischen der Belastung mit Luftschadstoffen in der Gebärmutter und Veränderungen der strukturellen Konnektivität der weißen Substanz des Gehirns nachgewiesen. Je größer die Belastung vor dem fünften Lebensjahr ist, desto größer sind auch die in der Präadoleszenz beobachteten Veränderungen der Struktur des Gehirns. Eine abnormale Mikrostruktur der weißen Substanz wurde mit Depressionen, Angst- sowie Autismus-Spektrum-Störungen in Verbindung gebracht.

Daten einer großen Kohorte

Die Studie hat auch einen Zusammenhang zwischen der Belastung mit Feinstaub (PM2.5) und dem Volumen des Putamen nachgewiesen. Dabei handelt es sich um eine Struktur im Gehirn, die mit der motorischen Funktion, Lernvorgängen und vielen anderen Funktionen in Verbindung steht. Je größer die Belastung mit PM2.5 vor allem in den ersten beiden Lebensjahren war, desto größer war auch das Volumen des Putamen in der Präadoleszenz. Laut Erstautorin Anne-Claire Binter wurde ein vergrößertes Putamen mit bestimmten psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Autismus-Spektrum-Störungen und Zwangsstörungen in Verbindung gebracht.  …. "

Mehr unter https://www.pressetext.com/news/20220923009 

Original: 

Air pollution, white matter microstructure, and brain volumes: Periods of susceptibility from pregnancy to preadolescence

https://www.sciencedirect.com

Kommentar Scherrmann: die Ergebnisse dieser Studie sollten Pflichtlektüre nicht nur für Eltern sondern auch für Politiker*Innen, Gynäkolog*innen und Kinderärzt*innen sein.

vom Deutschen Ärzteblatt  vom 21.04.2022:

Luftverschmutzung mit positiven Tests auf SARS-CoV-2 assoziiert

Stockholm – Eine verstaerkte Luftverschmutzung koennte mit dem Risiko fuer eine Infektion mit SARS-CoV-2 in Verbindung stehen. Dies zeigt eine Studie mit jungen Schweden, bei denen eine kurzfristige Exposition gegenueber Feinstaub und Kohlenstoff mit erhoehter Wahrscheinlichkeit einen positiven PCR-Test auf SARS-CoV-2 nach sich zog, wie die Autoren in JAMA Network Open berichten (https://web.archive.org/).

„Luftverschmutzung gilt schon lange als Risikofaktor fuer Atemwegs­erkrankungen, etwa Influenza, weshalb die Sorge besteht, dass sie auch bei COVID-19 eine Rolle spielen koennte“, schreiben Erstautor Zhebin Yu von der Abteilung fuer Umweltmedizin am Karolinska-Institut in Stockholm und seine Kollegen. Die Schadstoffe in der Luft koennten zum einen die Empfaenglichkeit fuer Infektionen, zum anderen aber auch das Risiko fuer schwere Erkrankungen oder Komorbiditaeten erhoehen. … 

mehr unter 

Studie: 

https://web.archive.org/  

https://web.archive.org/

09.02.2022

Rostocker Forscher finden Einfluss von Feinstaub auf Gehirnleistung

„Staub ist ein natürlicher Bestandteil der Luft, der je nach Größe der Staubteilchen, oder Partikel, als Schwebstaub, Feinstaub oder ultrafeiner Staub auftreten kann. Bekanntermaßen können solche Partikel schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Forschende der Universitäten Rostock und Groningen sowie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) haben nun herausgefunden, dass bereits (ultra)feine Staubpartikel mit einem Durchmesser unter 2,5 Mikrometer – zum Vergleich: 100 Mikrometer entsprechen der Dicke eines Haares – die geistige Leistungsfähigkeit des Menschen beeinträchtigen können….

Übertragen auf den gesellschaftspolitischen Kontext könne man sagen, dass Feinstaub als ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko anzusehen sei. „Er scheint nicht nur die Lunge zu schädigen, sondern auch direkt und indirekt die Gehirnfunktion“, sagt Benjamin Aretz. Damit beeinträchtige Feinstaub die geistige Gesundheit. „Politische Maßnahmen sollten daher in Zukunft darauf abzielen, die Luftschadstoffbelastung vor allem in unserem direkten Lebensumfeld zu reduzieren, da wir dort viel Zeit verbringen“, betont der Rostocker Forscher

Pressemitteilung: https://idw-online.de/de/news788055

Originalarbeit:  Long-term exposure to fine particulate matter, lung function and cognitive performance: A prospective Dutch cohort study on the underlying routes 

Aretz, B.; Janssen, F.; Vonk, J. M.; Heneka, M.T.; Boezen, H. M.; Doblhammer, G. (2021): 

https://doi.org/10.1016/j.envres.2021.111533

Weitere Information: Bericht in Spektrum der Wissenschaft

https://www.spektrum.de/news/wie-feinstaub-auf-das-gehirn-und-denkvermoegen-schlaegt/1951411

13. Juli 2020

Boston – In Vorbereitung auf eine Entscheidung der Umweltbehoerde EPA haben US-Epidemiologen noch einmal die Auswirkungen der Feinstaubbelastung in der Umwelt auf die Sterblichkeit aelterer Menschen untersucht.

Nach den in Science Advances (2020; https://www.science.org) vorgestellten Ergebnissen könnten in den USA in einem Jahrzehnt mehr als 140.000 vorzeitige Todesfaelle verhindert werden, wenn das Land den von der Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) empfohlenen Grenzwert uebernehmen wuerde. ….. 

Presse: Ärzteblatt_

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/114195/Feinstaub-Sterblichkeit-steigt-auch-unterhalb-der-Grenzwerte?rt=1e7984526cc6892b33e2e430fe42f2be

Presse Ärzteblatt: 

Artikel (free) mit vielen Referenzangaben: 

https://www.science.org

UBA-Sonderheft unter:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub/feinstaub-durch-silvesterfeuerwerk 

laut UBA: „Jährlich werden fast 5000 Tonnen Feinstaub (PM10) durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht. Diese Menge entspricht in etwa 17 % der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge.“

 

Salz und Schreibtischarbeit, aber auch Feinstaub und Kohlenmonoxid können das Schlaganfallrisiko erhöhen. Eine globale Studie zeigt nun:

Das Problem mit der schlechten Luft ist größer als bisher angenommen.

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/luftverschmutzung-erhoeht-schlaganfall-risiko-a-1096748.html